„Schalalala!
Und ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger, bin so stark, stark wie
ein Tiger, und so groß...“, durchbricht es die gewohnten
geremixten Pop-Songs, Kein „Despacito“, kein „Shape of you“.
Auch der Bass hält sich ausnahmsweise mal in Grenzen, stattdessen
erklingen hohe Kinderstimmen. Auch wenn es den Anschein erwecken
könnte, ist hier kein fröhlicher Karaoke-Abend im Gange. Sondern
eine ganz seriöse Probe. Zusammen mit zehn singfreudigen Kindern
üben wir das Fliegerlied ein. Anlass ist der German's Eve (Deutscher
Abend), den wir Mitte Oktober im Rahmen des Fiesta-Programms hier im
Village gestalten werden. Beim Textlernen sind uns wieder einmal die
Eigenheiten der deutschen Sprache aufgefallen („ö“, „sch“
und „ch“ lassen grüßen), die zu irritierten Blicken der Kinder
führten. Dies können wir sehr gut nachvollziehen, haben wir uns
doch nur kurz vorher mit einigen „nga“s und anderen ungewohnten
Lauten beim Vokabeln lernen arrangiert. Die Kinder jedoch meistern
den deutschen Text mit Bravour, auch wenn sie zwischendurch wie Tiger
fliegen, aber das sind ja nur unwichtige Einzelheiten. Wir freuen uns
schon sehr auf die Aufführung und bis dahin hören wir immer wieder
gern im Dorf das ein oder andere Kind eine uns sehr bekannte Melodie
summen.
Was
braucht es um eine Spotmap (Lageplan) auf ein 1,20m mal 2,40m großes
Board zu malen? Wir haben die Antwort: Man nehme zwei höchst
motivierte Freiwillige plus ebenfalls top engagierte Studentin (die
praktischer Weise ihr Praktikum in Janssenville absolviert). Man gebe
diesen dreien ein großes Brett, fünf fusselnde Pinsel und diverse
Farbeimer. Um alles authentisch wirken zu lassen, werden Farben
benutzt, die schon so überall im Village zu finden sind. Also
beispielsweise bereits einige Wände, Decken, Treppen oder Zäune
zieren. Für das besondere Etwas stelle man dem Trio einige
aufgeweckte Kinder zur Seite. Und um das ganze etwas spannender zu
machen, setze man eine Deadline auf vier Tage. Los geht`s!
Tag
1: Als Erstes brauchten wir einen Untergrund, also her mit der weißen
Farbe. Umringt von neugierigen Kindern fingen wir mit dem Bestreichen
des Brettes an. Resultat: ein etwas beunruhigender Verlust von
Pinselborsten, welche aber sogleich ein neues zu Hause eingebettet in
weißer Farbe gefunden haben und eine kleine Erinnerung an den Start
dieses Projekts in Form eines ästhetischen weißen Rechtecks auf der
Wiese.
Tag
2: Trotz komplizierter Berechnungen mit Hilfe des Dreisatzes fiel uns
leider nach zwei Stunden Arbeit auf, dass unsere erste
Bleistiftskizze der Karte nicht aufging. Nach einer kurzer
Frustationspause und beruhigender musikalischer Untermalung konnten
wir die Skizze dann aber doch noch zufriedenstellend zu Ende bringen.
Tag
3: Jetzt ging's an die Farbe. Das Ausmalen klappte ohne weitere
Probleme. Und auch wenn das Einatmen der Farbdämpfe unsere
Denkfähigkeit leicht beeinträchtigte, blieb unsere Legende
fehlerfrei (außer eines ganz kleinen unbedeutenden
Rechtschreibfehlers). Fast fertig!
Tag
4: Auf der rechten Seite des Boards gestalteten wir einen Teil für
Announcements (Ankündigungen) der Village Bewohner. Damit diese
Seite aber bei wenigen Zetteln nicht gähnend weiß bleibt,
verewigten einige Kinder und auch wir selbst unsere Handabdrücke auf
dieser. Das Resultat dieses fröhlichen Rumgematsches war zum Einen
eine Verschönerung der Spotmap und zum Anderen das mysteriöse
Auftauchen eines überflüssigen Farbdeckels. Wir haben den
dazugehörigen Eimer niemals gefunden...
Wir
hoffen, dass unsere Spotmap es schafft jeglichen
Wetterbeeinträchtigungen zu strotzen und dem Dorf noch lange
erhalten bleibt!
Der August wird auf den Philippinen traditionell als
Monat der nationalen Sprache der Philippinen gefeiert. Doch welche Sprache wird
auf den Philippinen gesprochen? Um genau zu sein mehr als 171. Englisch und
Filipino sind dabei jedoch die einzigen offiziell anerkannten Landessprachen. Filipino
wurde 1937 eingeführt, mit dem Ziel, alle Sprachen in einer Gemeinsamen zu
vereinen. Schlussendlich basiert Filipino jedoch hauptsächlich auf Tagalog
(einer der vielen Sprachen, wird hauptsächlich im Norden der Philippinen
gesprochen), weshalb dieser Versuch in der Realität praktisch scheiterte.
In unserem Village gab es dem Monat der Sprache
Filipino zu Ehren ein kleines Event der Pre-School (Vorschule). Zusammen mit
einigen Eltern haben wir dafür einen Tanz einstudiert, der bei dem Fest
aufgeführt wurde. Die Woche zuvor wurde also fleißig geübt. Unsere Nachbarin
drehte die Musik auf und es wurde getanzt und getanzt. Wir hatten richtig Spaß
dabei, da uns der Tanz an den Ententanz erinnerte, den wir in Deutschland beim
Kinderfasching schon oft getanzt haben. Bevor wir dann unseren großen Auftritt
hatten, waren zuerst die Kleinen an der Reihe. Unter Anleitung der beiden
Lehrerinnen tanzten die Drei- und Vierjährigen in traditionell philippinischen
Blusen und Kleidern. Danach wurde die Nationalhymne gesungen und wir präsentierten
unseren Ententanz. Anschließend gab es wieder viel zu essen und es wurden
Spiele gespielt. Durch den Ehrgeiz der Mütter angesteckt versuchten wir beim
Sackhüpfen und möglichst schnell Verkleiden unser Bestes zu geben. Und meistens
waren wir dann auch im Gewinnerteam.
Der Anlass des Festes, die Sprache Filipino zu
feiern, kommt uns zwar etwas realitätsfern vor, da in unserer Umgebung die meisten
Menschen Cebuano oder Englisch sprechen. Trotzdem war es für uns aber ein schönes
Fest!
Buwang ng Wika – nationaler Monat der
Sprache
Filipino: Wikang mapagbago – Filipino:
dynamische, wachsende Sprache
|
- Erster Schritt auf philippinischem Boden
- Orientierungsseminar in Cebu City
- unsere Mentorin kennengelernt
- Hitze!
- Erster Besuch auf der Dumpsite
- Eindrücke, Eindrücke, Eindrücke
- Einzug in Janssenville: „Welcome home“
- Tausend Namen und Gesichter
- „Ako si Laura“, „Ako si Lea“
- Wie wasche ich ohne Waschmaschine?
- Alleine Trycicle und Jeepney fahren
- ungeplant Ortskenntnisse erweitern
- Geburtstag unserer Gastmutter
- Lustige Klatschspiele, gemütliche Quatschrunden,gemeinsames Essen
- Riesige Malls und kleine Straßenstände
- Sticky Rice, Ice-Candy, gebratene Bananen
- Fast tägliche dance Practice
- Zwei Gruppentanz-Auftritte
- Sprachkurs: Vokabeln pauken,Grammatik verfluchen
- Spotmap: überall Farbe!
- Unsere kleinen Mitbewohner: Mücken,Ameisen, Kakerlaken, Spinnen, ..
- Filipino-Time
- Pause machen, durchatmen
- Ankommen
Die
Philippinen sind ein Archipel (Region, die aus einer Inselgruppe und
den Gewässern zwischen den Inseln besteht) mit 7107 Inseln, von denen
880 bewohnt sind.
Zusammengefasst werden die vielen Inseln in drei
größere Inselgruppen. Im Norden befindet sich die Inselgruppe Luzon, in
der Mitte die Visayas und im Süden Mindanao. Wir leben auf der
Inselprovinz Cebu, im Zentrum der Visayas. Genauer gesagt auf der kleinen
Nachbarinsel Mactan.
Hände
schütteln bei offizielleren Begrüßungen, vorzugsweise mit einem
festen Handgriff. Die klare Verneinung gezeigt durch ein
Kopfschütteln. Das alles kommt uns mehr als bekannt vor. Nach dem
Ersten wirkt nun auch der zweite Eindruck auf unseren Blickwinkel.
Vielleicht ist alles doch gar nicht so anders, wie es einem am Anfang
erscheint. Denn auch hier winken uns die Menschen zu, wenn sie uns
sehen. Wir beantworten Fragen mit einem Schulterzucken. Die jüngeren
Kinder nehmen uns an die Hand und deuten mit dem Zeigefinder auf
Dinge und Mitmenschen. Ja, es gibt sie, die berüchtigten
Unterschiede, aber es gibt auch sie, die manchmal glatt
übersehenen Gemeinsamkeiten. Und auch wenn wir mit der
Handfläche nach unten heran gewunken werden, das freundliche Lächeln
auf dem Gesicht unseres Gegenübers wird womöglich überall auf der
Welt gleich verstanden.
„Imong ilong
taas“, ruft uns ein kleines Kind zu,
zeigt auf unsere Nasen und dreht sich kichernd zu seinen Freunden um. So viel
Aufmerksamkeit haben unsere Nasen zuvor noch nicht bekommen. Schmale, lange
Nasen, hier ein Schönheitsideal, in Deutschland vielleicht eher das Gegenteil. Und
genau das macht es so spannend, sich mit einer anderen Kultur
auseinanderzusetzen. Unterschiede in der nonverbalen Kommunikation im Gegensatz
zu unserer deutschen Kultur fallen uns auf den Philippinen sofort auf: Statt
dem uns gewohnten Nicken zieht unser Gegenüber bloß die Augenbrauen hoch. Ein
Anderer macht mit Knutschgeräuschen auf sich aufmerksam. Kinder „blessen“ (von
engl. „blessing“ = Segen) uns, indem Sie unsere Hand an ihre Stirn legen, ein
Zeichen des Respekts. Von unserer Gastmutter werden wir mit der Handfläche nach
unten heran gewunken. Im ersten Moment wirkt das ungewohnt und so muss sie einige
Male winken bis wir zu ihr laufen. Es entsteht ein erster Eindruck, ein erstes
Bild über diese, für uns noch neue Kultur.